Straßenbahnausbau statt sinnloser U-Bahn-Planungen

Als Interessensvertretung der Fahrgäste sieht Fahrgast Graz/Steiermark die Planung einer U-Bahn für Graz aus mehreren verkehrlichen und finanziellen Gründen kritisch:

  • Der Bau von U-Bahn-Strecken kostet ca. das Zehnfache des Baus einer Straßenbahnlinie an der Oberfläche – mit derselben Investitionssumme können also 10-mal so viele Straßenbahn-Streckenkilometer realisiert werden.
  • Für Betrieb und Erhaltung der Tunnelstrecken sowie der Zugangswege (Rolltreppen, Lifte, etc.) fallen ebenfalls jährlich hohe Kosten an. Dazu kommen nach einigen Jahrzehnten oft bereits hohe Sanierungskosten für die Tunnelbauwerke.
  • Die Haltestellenabstände bei U-Bahnen sind wesentlich größer als bei Straßenbahnlinien. Damit haben Fahrgäste meist längere Zugangswege und der Effekt einer kürzeren Fahrzeit fällt wieder weg. Umsteigewege werden länger und die Nutzung des Öffentlichen Verkehrs damit unattraktiver.
  • Unterirdische Stationen werden oftmals subjektiv als unsicher empfunden, insbesondere in den Abendstunden. Damit entsteht für eine neue Barriere für die Nutzung des Öffentlichen Verkehrs.
  • Aufgrund der hohen Bau- und Betriebskosten gilt unter Verkehrsplanern die Faustregel, dass eine U-Bahn erst für Städte ab einer Million Einwohner sinnvoll ist. Graz liegt jedoch noch weit unter dieser Schwelle.

Statt weiter Ressourcen in die Planung einer U-Bahn zu investieren, muss nach Ansicht von Fahrgast dringend das Straßenbahnnetz weiter ausgebaut werden, denn auch nach Eröffnung der bereits in Bau befindlichen Strecken Reininghaus und SmartCity ist das Straßenbahnnetz in Graz noch lange nicht komplett: Neben der raschen Realisierung der Innenstadt-Entlastungsstrecke fordert Fahrgast folgende Ausbaumaßnahmen:

  • Südwestlinie: Jakominiplatz – Griesplatz – Nahverkehrsknoten Don Bosco – Nahverkehrsknoten Wetzelsdorf (GKB) – Grottenhofstraße – Straßgang.

Zwischen Don Bosco und Jakominipatz verkehren derzeit drei Buslinien im Konvoi, eine Straßenbahnlinie ist hier ökologisch und wirtschaftlich sinnvoller! Die schnelle Straßenbahnverbindung Don Bosco – Jakominiplatz könnte außerdem die stark frequentierte Strecke Hauptbahnhof – Jakominiplatz entlasten.

  • Uni-2er-Linie: Anbindung der Karl-Franzens-Universität an das Straßenbahnnetz mit Weiterführung über Geidorfplatz und Lendplatz zum Hauptbahnhof.
  • Nordwestlinie: Straßenbahnlinie nach Gösting und Bau eines Nahverkehrsknotens in Gösting, der ein Umsteigen zur bzw. aus der S-Bahn ermöglicht.

Als zusätzliche schnelle Nord-Süd-Verbindungen erachtet Fahrgast Ausbaumaßnahmen an den S-Bahn-Strecken im Stadtgebiet für weit sinnvoller als eine U-Bahn. Folgende Maßnahmen würden einen dichteren Takt auf den S-Bahn-Strecken ermöglichen und damit die S-Bahn auch als innerstädtisches Verkehrsmittel attraktiver machen:

  • Elektrifizierung und zweigleisiger Ausbau der GKB (S 7)
  • Elektrifizierung und zweigleisiger Ausbau der Ostbahn (S 3)
  • Errichtung eines Nahverkehrsknotens in Gösting (S 1)

Während die Elektrifizierung der GKB und der Ostbahn bereits beschlossen sind, sind die Pläne für einen Nahverkehrsknoten in Gösting leider noch sehr vage und müssen in den nächsten Jahren in Zusammenarbeit mit der ÖBB Infrastruktur unbedingt vorangetrieben werden.

Für die oben aufgezählten Projekte liegen bereits umfangreiche Planungen und Studien vor, sodass diese mit hoher Wahrscheinlichkeit wesentlich rascher umgesetzt werden können als ein noch unausgegorener Schnellschuss. Ein Beispiel für eine gelungene Umsetzung gezielter Straßenbahnprojekte als Alternative zum ebenfalls dort geplanten U-Bahnbau bietet die französische Stadt Strasbourg (284.000 Einwohner). Hier wurden seit 1994 – also innerhalb von 26 Jahren – immerhin 48 km gebaut! In dieser Zeitspanne wurde in Graz beispielsweise über die Südwestlinie bloß diskutiert und ca. 5 km anderer Stelle (u. A. Murpark) gebaut!

Darüber hinaus bleibt die vorgestellte Studie die Antwort darauf schuldig, mit welchen Kosten jeweils welche Mengen an CO2 im Vergleich der gewählten Projekte eingespart werden können.

Fahrgast tritt nicht aus ideologischen Gründen gegen Planungen und Bau einer U-Bahn in Graz ein, sondern auf Basis wohl überlegter Argumente. Nur ein zeitnah ausgebauter, attraktiver Öffentlicher Verkehr kann Autofahrerinnen und Autofahrer dazu bewegen, ihr Fahrzeug zum Wohle aller öfters in der Garage stehen zu lassen.

PA Fahrgast U-Bahn 2021 

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