Leserbrief zur Gleichenberger Bahn

Folgender Leserbrief zur Gleichenberger Bahn hat uns erreicht:

In den letzten Wochen wurde doch einiges über diese technisch interessante und idyllisch verlaufende Lokalbahn im Herzen des steirischen Vulkanlandes berichtet. Nun möchte ich einmal das Wort für viele Menschen in der Region ergreifen, welche mich in letzter Zeit auf diese Bahn angesprochen haben, zudem muss mit sehr vielen Themen aufgeräumt werden! Ich selbst bin aus der Südoststeiermark und mit meiner Heimat sehr verbunden und daher finde ich es schade, dass das Vulkanland und die Südoststeiermark zurzeit eher mit der Einstellung einer elektrischen Lokalbahn verbunden sind, als mit NACHHALTIGKEIT. Dabei wirbt das Vulkanland Steiermark mit der Nachhaltigkeit und diese gilt selbstverständlich auch für den sanften Tourismus in unserer wunderschönen Region.

Zuerst einmal zu den Kosten der Bahn. Hier muss ganz klar getrennt werden, welche Kosten wirklich für den Betrieb nach Bad Gleichenberg aufgewendet werden müssen und welche Kosten völlig falsch angenommen und der Bahn offensichtlich gewollt hinzugerechnet werden. Als Beispiel wurde zumal über die Raabrücke in Feldbach, die Flächen um den Landesbahnhof oder die Einbindung in den Bahnhof Feldbach diskutiert. Diese Infrastrukturen müssen u.a. weiterhin genutzt werden, wenn die Schotterzüge vom Steinbruch in Mühldorf in den ÖBB Bahnhof Feldbach gelangen sollen oder wollen bestimmte Kräfte in der (Landes?) Politik, dass zukünftig mehrere tausend Tonnen Schotter durch Feldbach, Mühldorf usw. per LKW transportiert werden?

Denn zum Glück werden ja viele Eisenbahnstrecken instandgehalten und weiter ausgebaut, nicht zuletzt auch die Ostbahn elektrifiziert und die Radkersburgerbahn upgegradet. Daher wird der Bahn-Schotter von Mühldorf auch weiterhin in ganz Südösterreich gebraucht und hoffentlich weiterhin per Bahn transportiert werden. Es ist sehr löblich, dass die Bundes-, Landes- und Lokalpolitik hinter dem Bahnausbau steht, aber offensichtlich funktioniert dies bei bundeseigenen Strecken besser als bei landeseigenen Strecken. Weiteres sind am Gelände des Landesbahnhof Feldbach auch die Busabstellplätze und die Werkstätten für den Regiobus der Steiermarkbahn. Wo werden die Busse dann abgestellt und gewartet? Werden dann Grünflächen außerhalb der Stadt verbaut werden?

In den letzten Jahren wurde bereits viel Geld in die Gleichenberger Bahn investiert. Einerseits wurde Oberleitung bereits für den ÖBB Bahnstrom umgebaut, (für den Anschluss an die elektrifizierte Steirische Ostbahn) andererseits wurden viele neue sichere Eisenbahnkreuzungen (siehe Youtube „sichere Gleichenbergerbahn“ ) installiert und fast alle Haltestellen mit einem Wetterschutz aufgewertet.
Schlussendlich wurde letztes Jahr nach dem Hochwasser auch die Strecke bei Oedt wieder aufwendig instandgesetzt. Die Bahn wurde somit viel Steuergeld (und hier stimmt die Million Euro Steuergeld) nachhaltig aufgewertet, sodass für den Weiterbetrieb die Kosten eher geringer ausfallen sollten, natürlich kommt es darauf an wie viele Eisenbahnkreuzungen wirklich noch umzurüsten sind. Also ist hier der politische (Landes-)Wille nicht ganz nachvollziehbar. Würde jemand ein Haus komplett renovieren und es dann abreißen oder bewusst verfallen lassen, wohl kaum? Denn wenn die Strecke stillgelegt werden sollte, stellt sich sehr wohl eine finanziell desaströse Frage, wie wird der Abbau der Bahnhöfe, Fahrleitung und der Strecke sowie der Bahndämme finanziert? Hier sprechen wir über mehrere Millionen Euro Steuergeld, die besser für andere Projekte in der Region und der Steiermark angelegt werden sollten. Oder ist der (politische Wille) einen „Lost Place“ aus der Bahn zu machen? Jedenfalls wäre das keine Werbung für das Vulkanland Steiermark.

Nun zu den Fahrgastzahlen, die auch immer wieder ins Treffen geführt werden (Anbei auch eine Grafik über die gemeldeten und gemittelten Fahrgastzahlen entlang der Gleichenbergerbahn, diese werden an die Gemeinden gemeldet). Hier ist zu sehen, dass trotz der zahlreichen Diskussionen und auch trotz der Pandemie, die Bahn von den Menschen in der Region insbesondere Familien, Wandergruppen, Radfahrern und auch Touristen überaus positiv angenommen wird. Die Fahrgastzahlen steigen sogar im Vergleich zu den letzten Jahren kontinuierlich!

Viele Menschen, Gruppen und Familien kommen in unsere Region um die sanfte , fast endlose und unberührte Landschaft, die grünen saftigen Wälder und die bäuerliche Struktur zu genießen, zu erleben und dies wird bei einer Fahrt mit der Gleichenbergerbahn erst richtig bewusst, um nicht zu sagen vermarktet! Ich behaupte sogar, dass viele Leute und Gruppen unsere Heimat besuchen, weil es die Möglichkeit gibt, mit der Gleichenbergerbahn die Landschaft zu bereisen. Viele (inklsuive mir selbst) nutzen die Bahn für Tages- und Radausflüge oder für eine kleine Wanderung. Im Durchschnitt sind es pro Fahrtag (inklusive Schlechtwetter!) 180 Fahrgäste und das obwohl nunmehr kaum Werbung für die Bahn gemacht wird, zudem fährt parallel dazu auch der Regiobus nach Bad Gleichenberg. Und mittlerweile ist die Gleichenberger Bahn sogar von den Liniennetzplänen des Verkehrsverbundes (anscheinend Landes? politisch gewollt) verschwunden ist (fast ironisch dazu ist die Haltestelle Liebenau Stadion in den Plänen enthalten. Diese Station wird nur bei Fußballspielen bedient). Während die Region den Verkehr aber bis Ende Oktober finanziert und bestellt hat!

Es ist wichtig, dass unsere Region vor allem Wochenende nachhaltig im öffentlichen Verkehr erreichbar und bereisbar bleibt. Viele Sehenswürdigkeiten und Themenwege würden vom öffentlichem Verkehr zumindest am Wochenende abgeschnitten werden z.B. der Kaskögerlweg, der Ort Gnas, Freilichtmuseum Trautmannsdorf, der Styrassic Park, die Herzspur der Bankerlweg, Poppendorf, das Schloss Poppendorf, … Das Verbinden mehrerer regionaler Erlebnisse ist dann so nicht mehr möglich.

Der Regiobus kann seinen Vorteil für Pendler unter der Woche gut ausspielen. Am Wochenende sind jedoch weite Teile der Region Gnas und Bad Gleichenberg ohne die Bahn nicht mehr öffentlich erreichbar (siehe Grafik anbei) Somit bedeutet dies wieder mehr Autoverkehr (auch auf der Anreise zur Region zB. durch das Raabtal) Denn wer in der Region nicht Reisen kann, wird sehr sicher mit dem Auto hinfahren. Und alle jene Touristen und Gruppen die ihren Urlaub nachhaltig verbringen möchten oder kein Auto besitzen werden unsere schöne Heimat wohl nicht mehr besuchen kommen. Dass es aber möglich ist , öffentlichen Personennahverkehr im Toursimus in der Steiermark zu betreiben zeigt das Gesäuse oder die NÖVOG in Niederösterreich und es gibt die Bestrebungen die Bahn noch besser in der Region zu verankern, denn nur gemeinsamen wird es ein gelungenes Projekt.

Im Gesäuse wird der Schienenverkehr am Wochenende angeboten. Der unterschied hier wieder, ist die Strecke gehört der ÖBB (die Gleichenbergerbahn gehört dem Land Steiermark) und hier ist der Wille seitens Bund jedenfalls gegeben. Es ist also möglich einen öffentlichen Personennahverkehr auch am Wochenende und rein für touristische Zwecke aufzustellen und zu betreiben. Jedoch muss im Fall der Gleichenbergerbahn das Land Steiermark sich klar zu einem NACHHALTIGEN Verkehr für den Tourismus und für unsere Region bekennen, dann wird auch der Bund im wahrsten Sinne des Wortes einsteigen! Auch die regionale Politik aus fast allen Fraktionen (so vernehme ich aus regionalen Medien) steht hinter der Bahn, haben ja die Gemeinden den Fahrbetrieb für das Jahr 2021 finanziert. Fehlt also „nur“ das Land Steiermark.

Herr Lang hat selbst bei einem Empfang vor der Gemeinderatswahl 2020 erwähnt, dass er sehr gerne mit dem Rad und in der Natur unterwegs ist, ich hoffe dies waren nicht nur leere Worte und die Gespräche im Herbst mit der Region fruchten in einem GEMEINSAMEN Weiterbetrieb der Strecke am Wochenende, unter anderem für einen nachhaltigen Tourismus in unserer wunderschönen Südoststeiermark, damit auch im Bezug auf Tourismus und Freizeit die Nachhaltigkeit weiterhin gelebt wird und nicht nur leere Werbeworte für das Vulkanland sind.

(Name der Redaktion bekannt)

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